Pfarr- u. Gemeindehaus der St. Matthäusgemeinde
Da die junge Gemeinde in Brunsbrock noch kein eigenes Pfarrhaus hatte, stellte die Familie Badenhoop dem ersten Pastor der Gemeinde (Christoph Meyer) zunächst ab 1879 eine Wohnung zur Verfügung. Das war natürlich keine Dauerlösung. Als Pastor Meyer sich Anfang 1885 mit Marie Badenhoop verlobt hatte und die Hochzeit bevorstand, mußte möglichst bald eine andere Lösung gefunden werden. Und sie fand sich sehr schnell:
Auf der Kirchenvorstands-Sitzung am 28.1.1885 erklärte zur großen Freude und Erleichterung aller der Hofbesitzer Johann Hinrich Badenhoop:
„er wolle der Gemeinde einen Platz sowie auch das eine Häuslings Haus schenken, welches die Gemeinde zu einem Pfarrhause herrichten lassen möchte“.
Kirchenvorstand und Gemeindeversammlung nahmen dieses Angebot mit Dank an und erklärten,
„das geschenkte Haus zu einer Pfarrwohnung herrichten zu lassen“.
So konnte die Gemeinde nach einem umfangreichen Um- und Ausbau (Gesamtkosten rund 1200.- Mark) dieses ehemalige Häuslings – Haus in der Lerchenstr. Nr. 4 dem Pastor als Pfarrhaus zur Verfügung stellen.
Genau gegenüber wurde dann 1901/02 die neue Kirche erbaut.
Die Gemeinde hatte nun eine eigene Kirche und ein eigenes Pfarrhaus. Die hohe Opferbereitschaft und das Engagement der Gemeindeglieder hatten dies ermöglicht.
Wobei einzelne Gemeindeglieder andere durch ihr vorbildliches Handeln immer wieder ermutigten und bestärkten.
Was noch fehlte waren geeignete Gemeinderäume für die Chorarbeit (Sing- und Posaunenchor), für Bibelstunden, für den Kinderunterricht und andere gemeindliche Veranstaltungen.
Erste Überlegungen wurden auf der Gemeindeversammlung im Herbst 1924 angestellt. Noch auf derselben Gemeindeversammlung wurde beschlossen, ein neues Pfarrhaus mit Gemeinderäumen zu bauen,
„jedoch blieb noch die Frage unbeantwortet, wie gebaut werden sollte“.
Auf der Gemeindeversammlung im Februar 1925 wurde dann endgültig
„festgelegt und beschlossen, wie, in welchem Stile gebaut werden sollte, und daß die Vorarbeiten zum Bau auch alsobald in Angriff genommen werden sollten“.
Der Architekt Dipl. Ing. Friedrich Gohde aus Rotenburg/W. wurde beauftragt, einen Entwurf für das neue Pfarrhaus zu erstellen. Im Februar 1925 wurde die Bauzeichnung beim Landkreis Verden eingereicht und am 10. März 1925 vom Landrat genehmigt. Das Erdgeschoss sollte als Pfarrwohnung dienen, im Obergeschoß gab es neben den Gemeinderäumen noch Gästezimmer.
Im Anbau waren ein Badezimmer vorgesehen (damals schon etwas Besonderes!), eine Waschküche und - durch einen Gang abgetrennt - Stallungen für Hühner und Schweine.
Das Grundstück für dieses neue Pfarrhaus (Lerchenstr. 8) wurde von der Familie Badenhoop, im Tausch gegen das Grundstück des bisherigen Pfarrhauses (Lerchenstr. 4), zur Verfügung gestellt.
Die Bauausführung lag in den Händen von Maurermeister Hermann Moormann, Walsrode und Zimmermeister Friedrich Nordhausen, Brunsbrock.
Beteiligt waren weitere Betriebe aus der näheren Umgebung: Dachdecker Carstens, Visselhövede; Klempner Rode, Walsrode; Tischlermeister Peters, Kirchlinteln u.a.
Die Gesamtbaukosten beliefen sich auf 16.700.- Mark. Hinzu kamen noch erhebliche Eigenleistungen.
Interessant sind folgende Angaben:
Benötigt wurden:
30 000 Steine 1. Sorte 990.- Mark
10 000 Steine 2. Sorte 300.- Mark
2 000 Hohlsteine 96.- Mark
6 000 Dachziegel und 180 Firstpfannen 525.- Mark
40 Fuder Kies 100.- Mark
50 Fuder Sand 50.- Mark
An Lohn wurde u.a. gezahlt:
14 Tage - 4 Mann Handlangerdienste 70.- Mark
10 Gespannarbeitstage 200.- Mark.
Eingeweiht wurde dieses neue Pfarrhaus anlässlich des Missionsfestes am 27. Mai 1926 (Donnerstag nach Pfingsten). Im Kirchenblatt „Die Ev.-Luth. Freikirche“ (Jahrgang 1926, Ausgabe 51) schreibt der damalige Pastor der Gemeinde, Johannes Körtje:
„Nach dem Nachmittagsgottesdienst fand die Einweihung des neuen Pfarrhauses statt. Das war eine Stunde der Freude für die Glieder der Gemeinde! Viele und große Opfer hatten sie alle in dieser wirtschaftlich schweren Zeit bringen müssen, um solch einen großen und schönen Bau fertig stellen zu können; aber Gottes Segen war mit ihnen gewesen und sein Gnadenevangelium hatte ihre Herzen zum Geben willig gemacht, und so konnten sie nun fröhlichen Herzens auf das so ziemlich fertige Werk blicken mit dem Gefühl der Dankbarkeit gegen ihren Gott und Heiland. Die Einweihungsrede hielt Pastor Kemner aus Bremen über Psalm 127. –Gott wolle auch hier wie überall sein Reich bauen!“
Im Laufe der Jahrzehnte wurden natürlich immer wieder Renovierungen und Verbesserungen durchgeführt. So wurde zum Beispiel 1966 eine ölbefeuerte Zentralheizung eingebaut (2003 auf Erdgas umgestellt). Aus den Stallungen wurden Toilettenräume, darüber entstand ein Jugendraum. Unter Pastor Ferdinand Bellin (1956 – 1966) wurde mit der schrittweisen Verlagerung der Gemeinderäume in das Erdgeschoss und der Ausbau des Obergeschosses zur Pfarrwohnung begonnen. 1993 konnten diese Arbeiten endgültig abgeschlossen werden, so dass heute im Pfarrhaus mehrere Räume für Gemeindeaktivitäten zur Verfügung stehen.